Be- und Entlüftung

Der Be- und Entlüftung kommt besonders bei Brandeinsätzen in Gebäuden eine besondere Bedeutung zu. Da die Verbrennung von Stoffen nicht unter Laborbedingungen stattfindet und weiterhin unterschiedliche schädliche Stoffe bei Bränden entstehen, gehen von diesen Rauchgasen unterschiedliche Gefahren aus.

In den Rauchgasen eines normalen Zimmerbrandes befinden sich neben Rußpartikeln auch Kohlenstoffmonoxid, Cyanid (Blausäure), Chlorwasserstoff (Salzsäure) und andere Stoffe. Diese Rauchbestandteile sind hochgiftig und führen bereits bei kurzzeitigem Einatmen zu schweren gesundheitlichen Folgen bis hin zum Tod. Um von diesen giftigen Rauchgasen nicht im Schlaf überrascht zu werden, empfiehlt die Feuerwehr dringend die Anschaffung von Rauchmeldern. Im Einsatz schützen sich die Feuerwehrmitglieder vor diesen giftigen Gasen mittels Atemschutzgeräten. Vermisste Personen sind dieses Gasen jedoch schutzlos ausgeliefert. Rund 70 % der Brandtoten in Deutschland sind Rauchtote! Selbst nachdem ein Feuer bereits gelöscht ist, treten weiterhin giftige Rauchgase aus den verbrannten oder verkohlten Objekten im Brandraum aus.
Weiterhin ist der Brandrauch sehr heiß. Rauchtemperaturen von mehreren hundert Grad Celsius sind keine Seltenheit. Hierdurch steigt die Gefahr, dass sich der Brand durch die heißen Brandgase in andere Gebäudeteile selbstständig ausbreitet. Außerdem werden die unter Atemschutz vorgehenden Feuerwehrmitglieder durch die hohen Temperaturen an ihre physiologischen Grenzen gebracht. Der Luftverbrauch unter Atemschutz steigt hierdurch stark an und die maximale Einsatzzeit verkürzt sich drastisch.
Ein weiteres Gefahrenpotential von Brandrauch ist die Brennbarkeit einzelner Rauchbestandteile. Hierdurch kann es zu unterschiedlichen Brandphänomenen kommen, welche eine sehr große Gefahr für Atemschutzgeräteträger darstellen. Bei der Durchzündung, der Rauchgasdurchzündung oder gar der Rauchgasexplosion haben ungeschützte Personen praktisch keine Überlebenschancen. Letzteres Brandphänomen wird im englischen auch als Backdraft bezeichnet und ist namensgebend für einen Hollywood-Film von Ron Howard. Dieser befasst sich - genretypisch überzeichnet - mit dem Brandphänomen der Rauchgasexplosion.
Nicht zuletzt schränken Rauchgase durch die enthaltenen Rußpartikel massiv die Sicht ein. Bei einigen Bränden kann hierdurch die Sichtweite von Atemschutzgeräteträgern unter 10 cm liegen. Neben der psychologischen Wirkung auf die eingesetzten Feuerwehrleute wird hierdurch ebenfalls ein schneller und effektiver Einsatz behindert.

Untersuchungen von Brandschutzversicherungen haben weiterhin ermittelt, dass die Schäden durch den Brandrauch deutlich größer sind, als Schäden bedingt durch das Feuer oder Löschwasser.

Aus diesen Gründen gewinnt die zielgerichtete Belüftung von Gebäuden eine zunehmende Bedeutung, um den Einsatzerfolg zu gewährleisten. Neben den unten beschriebenen Überdrucklüftern werden auch zunehmend mobile Rauchabschlüsse eingesetzt.

Überdrucklüfter

Zur Belüftung von Gebäuden während oder nach Brandeinsätzen verfügt die Feuerwehr Moringen über zwei Überdrucklüfter. Der Tempest Power Blower HD-24-T-5,5 wird mit einem eigenen Verbrennungsmotor betrieben. Hierdurch kann er an einer Einsatzstelle sofort eingesetzt werden, ohne dass eine Versorgung mit elektrischer Energie zuvor hergestellt werden muss. Jedoch ist dieser Lüfter sehr laut. Weiterhin gelangen, trotz Verwendung von Abgasschläuchen, geringe Abgasmengen in die Zuluft dieses Überdrucklüfters. Diese Nachteile werden durch den zweiten Lüfter kompensiert. Der elektrisch betriebene Überdrucklüfter Leader  ES 245 EPT kann somit auch innerhalb von Gebäuden betrieben werden, um den Luftstrom zu kanalisieren. Jedoch erfordert dieser Lüfter eine Spannungsversorgung. Grade in der Anfangsphase eines Einsatzes wirkt sich dieser zusätzliche Aufwand nachteilig aus.

Zur Entrauchung eines Gebäudes wird ein Überdrucklüfter vor einer Eingangsöffnung positioniert. Dies kann eine Haustür oder auch ein Fenster sein. Der vom Lüfter erzeugte Luftkegel soll die gesamte Eingangsöffnung abdecken. Im Gebäude entsteht daraufhin durch die zugeführte Frischluft ein Überdruck. Dieser Überdruck entweicht durch die Abzugsöffnung, welche etwa 1,5 mal so groß sein sollte wie die Eintrittsöffnung. Die Abzugsöffnung wird entweder durch einen Atemschutztrupp geschaffen (Öffnen eines Fensters) oder ein Rauch- und Wärmeabzug (RWA), wie er in vielen öffentlichen Gebäuden zu finden ist, wird genutzt. Für große Eingangsöffnungen oder zur sehr schnellen Belüftung können auch beide Überdrucklüfter gemeinsam genutzt werden.

Taktische Ventilation

Während die oben beschriebene Entrauchung erst angewandt wird, wenn das Feuer bereits gelöscht ist, so können Überdrucklüfter auch eingesetzt werden, wenn das Feuer noch nicht gelöscht ist. Dies wird als taktische Ventilation bezeichnet. Bei der taktischen Ventilation wird der Überdrucklüfter bereits eingesetzt, bevor der erste Trupp das Gebäude betreten hat. Gleichzeitig wird von Außen eine Abluftöffnung geschaffen.

Dem mit dem Frischluftstrom vorgehende Trupp wird der Einsatz dadurch erheblich vereinfacht. Die Sichtbedingungen verbessern sich rapide, da die Rauchgase vor dem Trupp hergetrieben werden. Auch die Wärmebelastung sinkt dabei erheblich. Weiterhin werden hierdurch Rauchgasphänomene im Gebäudeinneren verhindert. Dadurch kann der Innenangriff noch schneller und effektiver gestaltet und damit der Brand schneller gelöscht werden. Jedoch ist zu beachten, dass durch die eingeblasene Luft eine Brandausbreitung unterstützt werden kann. Während die Eintrittswahrscheinlichkeit von Brandphänomenen innerhalb des Gebäudes für den Atemschutztrupp sinkt, so steigt die Wahrscheinlichkeit des Eintretens dieser Phänomene im Bereich der Abluftöffnung sowie in noch nicht entrauchten Gebäudeteilen.